Lüttschwager: „Kunden sind mittlerweile offener gegenüber neuen Marken und Lieferanten”


Matthias Lüttschwager und sein Team telefonierten viel in den vergangenen Tagen, Wochen und Monaten. Am Telefon fast immer Kunden, die auf der Suche nach passenden Reifen sind. Die werden immer teurer und zudem auch noch rar. Da ist ein Großhändler mit weniger teuren Marken gut nachgefragt. Vor allem, wenn er die Pneus im Lager von ML Reifen und der EATD GmbH in Wallenhorst bei Osnabrück vorrätig hat.

2011 gründete Matthias Lüttschwager sein Unternehmen als Einzelunternehmen und seit 2015 ist dies die ML Reifen GmbH. Vom Ein-Mann-Betrieb 2011 bis heute hat sich das Unternehmen mittlerweile zu einem Team von dreizehn Mitarbeitern entwickelt. Vertrieben werden vom Standort Wallenhorst aus Nutzfahrzeugreifen, Felgen und Kompletträder für Landwirtschaft, Pkw-Anhänger, Lkw, Industrie und Erdbewegung. Seine Kernmarken sind die von Shandong Linglong produzierten Leao- und seit 2020 die neuen von Mahansaria Tyres Private Limited produzierten Ascenso-Reifen. Beides sind Marken für Agrar-, Bau- sowie Industriereifen. Vertrieben werden die Pneus an Wiederverkäufer, vornehmlich an Reifenhändler, Landmaschinenhändler und auch Erstausrüster.

Seit der Gründung 2013 musste die Lagerkapazität durch ein angemietetes Lager erweitert werden. Mittlerweile hat Matthias Lüttschwager eine Lagerfläche von rund 10.000 Quadratmetern. „Und die Läger sind voll“, sagt er und sieht darin seinen Job als Großhändler. „Wir haben dafür zu sorgen, dass unsere Kunden kurzfristig Ware bekommen.“ Auf die Situation mit knappen und teuren Rohstoffen, der Sperrung von Häfen, Explosion der Frachtkosten, überhaupt der verheerenden Logistik und den immer steigenden Preisen habe man sich in den vergangenen zweieinhalb Jahren eingestellt. Stück für Stück. „Da sitzen ja alle Reifenhersteller im selben Boot“, so der 36-Jährige. Er sieht sich gegenüber einigen Wettbewerbern aber klar im Vorteil. Bei der Preisentwicklung sei es schon ein Unterschied, ob der Verbraucher 15 Prozent mehr auf einen 2.000-Euro-Reifen oder auf einen 1.000-Euro-Reifen zahlen muss. „Die Kunden sind mittlerweile offener gegenüber neuen Marken und neuen Lieferanten“, so Lüttschwager. Und die Kunden seien inzwischen dankbarer geworden, dass sie schnell Ware bekommen. Das merke er täglich.

Im Bereich Lkw-Reifen steht die Marke Leao für die Kunden bereitet, und auch die aus dem Hause Sailun stammende Marke RoadX wird angeboten, zudem hat man immer wieder auch gute andere Alternativen am Lager. Von Security Tyres würden Reifen im Bereich Pkw-Trailer mittlerweile direkt an kleinere OE-Ausrüster geliefert. Matthias Lüttschwager ist zufrieden mit der Geschäftsentwicklung bei der ML Reifen GmbH: „Wir wachsen jährlich im zweistellig prozentualen Bereich.“ Er fühle sich im Markt angekommen. „Natürlich sind wir immer noch klein. Aber ein VfL Osnabrück kann sich auch nicht mit Real Madrid messen“, scherzt er.

EATD will bis Ende des Jahres 500 Größen im Programm haben

Seit dem 1. Juli 2020 ist Matthias Lüttschwager auch Geschäftsführer der European Agriculture Tyre Distributor GmbH (EATD) mit Sitz in Wallenhorst. Der Umzug der bisherigen niederländischen EATD BV mit Sitz in Strijen war nach der Übernahme von der Mahansaria Tyres Private Limited (MTLP) aus Indien erfolgt. Der Reifenhersteller besitzt mittlerweile 60 Prozent des Unternehmens und wollte mit der Übernahme des 2014 von den Familien Reedijk und Lüttschwager gegründeten Unternehmens dessen Vertriebsnetz nutzen und sich zu einem der führenden Anbieter von Off-Highway-Reifen in Europa/weltweit entwickeln. Den Familien Lüttschwager und Reedijk gehören jetzt jeweils 20 Prozent des Unternehmens. Wolfgang Lüttschwager ist Vertriebsleiter. Er kennt die Familie Mahansaria schon aus Zeiten, wo sie noch Miteigner des indischen Reifenherstellers BKT waren und anschließend Eigentümer von Alliance.

Vom EATD-Lager aus Alfhausen werden jetzt nicht nur die von Zhongce Rubber hergestellten Tianli-Reifen distribuiert (hier hat EATD seit 2014 das Exklusivvertriebsrecht für den Vertrieb in Europa), sondern auch die Pneus der neuen MTPL-Marke Ascenso in den Märkten DACH (Deutschland, Österreich, Schweiz), Benelux, Polen, Tschechische Republik, Slowakei, Polen, Ungarn und Dänemark verkauft. Dort arbeite das Unternehmen mit regionalen Stützpunkthändlern zusammen. Um die OE-Kunden in den jeweiligen Regionen will sich das Unternehmen selber kümmern. „Wir haben jetzt zwei Jahre seit Gründung in Deutschland in das Handelsgeschäft investiert und uns erfolgreich etabliert. Jetzt werden wir mit dem wachsenden Sortiment im nächsten Schritt an die Hersteller gehen“, so Matthias Lüttschwager. Ascenso lege ein gewaltiges Wachstum hin. Sei man 2020 mit 57 Größen gestartet, seien es mittlerweile 300 Größen. Ende 2022 sollen es um 500 Ausführungen sein. Waren es zu Beginn Diagonalreifen im Bereich Implement, AS Trieb & Industrie, hat man im Anschluss dann Stück für Stück Radial von 85er- bis 65er-Serie produziert. Nun umfasst das Programm außerdem diverse Laderreifen sowie das neue Flotation-Radialsortiment FTR170. Der nächste Schritt: IF- und VF Reifen seien geplant.

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